LEONARDO DA VINCI - Programm für lebenslanges Lernen
Das durch die EU finanzierte Projekt LEONARDO DA VINCI - Programm für lebenslanges Lernen - endete am 31. Mai 2015 und wird zukünftig von ERASMUS+ abgelöst.
Unser Mobilitätsprojekt 2013 - 2015 wurde als "Good-Practice"-Projekt ausgezeichnet.
Insgesamt konnten wir in den vergangen zwei Jahren 19 Schülern einen Austausch an die Partnereinrichtungen an die Arteveldehooge Universität in Belgien und die Seinäjoki Universität in Finnland ermöglichen.
Das Projekt lief unter dem Titel "Kompetenzanalyse und Evaluation zwischen fachschulischer und hochschulischer Ausbildung".
In Belgien konnten 13 Ergotherapie-Schüler an den Workshops „The use of creativity and Occupational Therapy“ teilnehmen sowie Seminare und Praktikumseinrichtungen an der Artevelde University im Bereich Ergotherapie kennenlernen. Die Teilnehmenden erkannten Unterschiede in den Unterrichtsinhalten, z.B. im Bereich Didaktik. Durch den Direktvergleich der staatlich festgelegten Lehrpläne und über den Erfahrungsaustausch konnten Abweichungen zu den Lehrinhalten sowie im Stundenvolumen der Unterrichtsfächer festgestellt werden. In Bezug auf die Stundenanzahl in den Bereichen Anatomie und Handwerk hatten die Fachschüler Vorteile, während Studenten in Belgien oftmals größeres Hintergrundwissen ergotherapeutischer Modelle oder Therapieansätze haben. Wobei letzteres im Fach „Grundlagen der Ergotherapie“ gelehrt wird und in Belgien spezifischere Untergliederungen der Unterrichtsfächer vorgenommen werden. Interessant für die Weiterentwicklung unserer Einrichtung ist die Methodik des Unterrichts in Belgien. Selbstorganisiertes Lernen und vernetztes Denken bilden dort eine grundlegende Philosophie der Hochschulen.
Außerdem konnten sechs Teilnehmer aus dem Bereich Physiotherapie für zwölf Wochen nach Finnland entsendet werden. Auch hier fühlten sich die Teilnehmer mit ihrem Wissen nicht benachteiligt. Sie sehen durchaus Vorteile im Klassenunterricht. Allerdings gibt es auch entscheidende Unterschiede im Gesundheitssystem, die durch die Praktikumseinsätze sehr deutlich wurden. Das finnische Gesundheitssystem legt sehr viel Wert auf Prävention und nimmt sich im Durchschnitt mehr Zeit für die Patienten.
Unterschiede in der hochschulischen und fachschulischen Ausbildung gab es vor allem in folgenden Punkten:
- Größeres Hintergrundwissen zu den Begründern verschiedener ergotherapeutischer Modelle und Therapieansätze der Hochschüler dafür weniger handwerkliche Fächer
- Eigeninitiative und selbständiges Arbeiten während des Studiums ist höher
- Erste-Hilfe Maßnahmen werden in Belgien/Finnland nicht gelehrt
- Studierende verfügen über sehr gute Kenntnisse im evidenzbasierten Arbeiten und Clinical Reasoning und erlernen Kenntnisse in Betriebswirtschaft und Management
- Lehrplan in Modulen und nicht in Fächern wie in Deutschland
- In Finnland werden passive Heilmethoden nur begrenzt gelehrt – Fächer wie Massage, Hydrotherapie, Bobath, PNF und Manuelle Therapie finden kaum Berücksichtigung
- In Finnland mehr Theorie und weniger Praxis in den Kursen, dafür aber „problem based learning“ – das Erarbeiten von Theorie zur Anwendung in der Praxis
- Seminare in Englisch in Finnland und Belgien – Publikationen in Englisch werden so besser verstanden
Die Ergebnisse liefern erste Anhaltspunkte, warum eine Aufwertung der deutschen Ausbildung im Physio- und Ergotherapiebereich innerhalb des Kompetenzniveaustufenmodells des Deutschen Qualifikationsrahmens empfehlenswert ist. Erst durch den Austausch der Teilnehmer war es möglich, zwischen fachschulischer und hochschulischer Ausbildung weitere Indikatoren für vergleichende Analysen zu finden.Alle Teilnehmer betonten, dass der Auslandsaufenthalt eine vertiefte Herangehensweise in Bezug auf Mittel und Methoden der Berufsbilder sowie eine tiefgreifende und nachhaltige Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht hat. Durch den interkulturellen Austausch sind sie in der Lage den Aufbau des deutschen Gesundheitswesens sowie den Stand der Heilmittelerbringer innerhalb des vorherrschenden Systems differenzierter zu betrachten. Zudem konnten während des Aufenthaltes sprachliche Barrieren abgebaut werden und Englischkenntnisse fachspezifisch vertieft werden. Dies gilt insbesondere für die Teilnehmer, die zwölf Wochen in Finnland unter anderem mit der Behandlung von Patienten betraut waren und sich nun fließend in Englisch verständigen können.