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    Unser Absolventeninterview mit
    Florian Hüttner

    (http://www.hp-physio-donaustauf.de)

     

     

    Medfach: Hallo Florian, wir freuen uns, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast und uns über deinen Werdegang berichtest. Welchen Ausbildungsberuf hast du wann an der Medfach abgeschlossen? 
    Florian: Ich habe 2006-2009 die Ausbildung zum Physiotherapeuten an der Medfachschule absolviert.


    Medfach: Was hat dich dazu bewegt die Medfachschule Bad Elster als Ausbildungsort zu wählen?  
    Florian: Zum damaligen Zeitpunkt kam für mich nur ein Ausbildungsort in Frage den ich täglich mit dem Auto gut erreichen konnte. Nach einigen Recherchen und einem Besuch beim „Tag der offenen Tür“fiel meine Wahl relativ schnell auf Bad Elster. Witzigerweise fühle ich mich dem Vogtland heute verbundener als damals, da meine Frau ganz aus der Nähe von Bad Elster stammt und wir daher regelmäßig zu Besuch sind. Leider hat es zeitlich bisher nie für einen Besuch an alter Wirkungsstätte gepasst.


    Medfach: Wie bist du auf den Berufswunsch Physiotherapeut gekommen?
    Florian: Durch die ein oder andere Sportverletzungen im Kindes- und Jugendalter habe ich viel Zeit in physiotherapeutischer Behandlung verbracht.Nach meinem Abitur habe ich mich daran zurückerinnert, dass mir der Beruf immer schon imponiert hat. 

     
    Medfach: Was hat dir an der Medfachschule am besten gefallen / Was waren für dich die wichtigsten Elemente der Ausbildung??
    Florian: Neben den zahlreichen Feiern und Sommerfesten, die natürlich auch nicht fehlen dürfen, ist mir v. a. der qualitativ sehr gute Unterricht sowie die Betreuung während der Unterrichtsphasen, aber auch in der Praktikumszeit in Erinnerung geblieben. Von den Unterrichtsinhalten, speziell Neuroanatomie bei Herrn Dobberkau oder Befunderhebung bei Herrn Luleich, profitiere ich bis heute und das nicht nur in meiner täglichen Arbeit am Patienten, sondern auch bei der Unterrichtsvorbereitung für meine eigene Dozententätigkeit. Neben den anatomischen Grundlagen, die natürlich die Basis für jedes therapeutische Denken und Handeln sind, hatte vor allem die ICF-basierte Befunderhebung einen hohen Stellenwert innerhalb der Ausbildung. 


    Medfach: Was ist das Schönste an deinem Beruf?
    FlorianDie Abwechslung. Auch wenn sich die Symptome oftmals gleichen,so muss jeder Patient in seinem bio-psycho-sozialen Umfeld individuell betrachtet werden und gemeinsam eine passende Therapiestrategie erarbeitet werden. Daher sind jeder Tag und jeder Patient eine neue Herausforderung. 
     
    Medfach: Was müsste sich ändern, um mehr junge Menschen für den
    Beruf zu begeistern?
    Florian: Ich denke die Schulgeldbefreiung war bereits ein erster großer Schritt in die richtige Richtung. Des Weiteren bin ich der Meinung, dass die Ausbildungsstruktur sowie deren Inhalte zeitgemäßer angepasst werden müssten. Dies muss nicht zwingend nur in Richtung Akademisierung gehen, aber den angehenden Therapeuten sollten mehr differentialdiagnostische Fähigkeiten vermittelt werden, so dass langfristig der Therapeut eine höhere Kernkompetenz für eigenständiges Arbeiten erhält. Dadurch würde sich der Stellenwert der Physiotherapie innerhalb des medizinischen Systems positiv verändern und sich daraus sicher auch langfristig eine angemessenere Entlohnung ergeben.


    Medfach: Du betreibst deine eigene Privatpraxis für heilpraktische Physiotherapie - wann hast du diese eröffnet und welches Leistungsspektrum bietest du an?
    Florian: Seit 2018 behandle ich, neben meiner Tätigkeit im Angestelltenverhältnis, in meiner eigenen Privatpraxis, wobei ich seit 2019 den zeitlichen Umfang dieser Tätigkeit erweitert habe. Ich biete auch hier das gesamte Leistungsspektrum der Physiotherapie an. Der Unterschied ist nur, dass ich durch meine Qualifikation als Heilpraktiker für Physiotherapie die Patienten im Erstkontakt behandeln kann. Das bedeutet, dass der Patient die Möglichkeit hat auch ohne Heilmittelverordnung und somit Umweg über den Arzt meine Behandlung in Anspruch zu nehmen. Das ermöglicht mir die Art, Dauer und Häufigkeit der Therapie selbst zu bestimmen und auf die Bedürfnisse des Patienten abzustimmen. 


    Medfach: Wieso hast du dich auf Osteopathie spezialisiert?
    Florian: Natürlich sind Eigenverantwortlichkeit und Aktivität des Patienten ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Therapie, allerdings würde ich mich dennoch als klassischer „hands-on“-Therapeut beschreiben. Von Beginn der Ausbildung bis jetzt fühle ich mich im Bereich der Manuellen Therapie einfach am Wohlsten. Die Osteopathie ermöglicht es mir mit meinen Händen auch über das muskuloskelettale System hinaus Einfluss auf den Körper zunehmen. In meinen Augen steckt in dem Wort Behandlung schon der Wichtigste Teil der Therapie, nämlich die „Hand“.


    Medfach: Als Physiotherapeut muss man sich immer wieder fortbilden. Welche Fortbildungen hast du bereits absolviert und warum sind die Fortbildungen so wichtig?
    Florian: Die 3-jährige Ausbildung bildet zunächst das breite Fundament für die spätere berufliche Tätigkeit und gibt, in Verbindung mit den zahlreichen Praktikas, einen ersten Einblick in die unterschiedlichen Felder der Physiotherapie. Anschließend hat man dann durch Fort- und Weiterbildungen die Möglichkeit sich entsprechend seiner Interessen zu spezialisieren und seinen eigenen Weg bzw. sein Tätigkeitsfeld zu finden. Außerdem verbessert man natürlich durch eine solide Weiterqualifizierung sein therapeutisches Wirken und optimiert so die Therapieergebnisse. Ich selbst habe neben „kleineren“ Fortbildungen wie z. B. kinesiologischem Tapen, Triggerpunkt-Therapie, Medical Flossing, etc. vor allem im Rahmen meines dualen Bachelor-Studiums die Zertifikate in Manueller Therapie, Medizinischer Trainingstherapie und medizinischem Aufbautraining sowie dem Bobath-Konzept absolviert. Darüber hinaus noch die Manuelle Lymphdrainage und physikalische Ödemtherapie sowie den vom DOSB anerkannten Grundkurs Sportphysiotherapie. Hinzu kommen noch die 5-jährige Ausbildung in Osteopathie und die Zulassung als sektoraler Heilpraktiker für Physiotherapie.


    Medfach: Erzähle uns über deinen bisherigen Werdegang!
    Florian: Im Anschluss an mein Staatsexamen in Bad Elster habe ich begonnen im Klinikum Fichtelgebirge in Marktredwitz zuarbeiten. Den Kontakt dorthin konnte ich glücklicherweise bereits durch 2 Praktikumseinsätze während meiner Ausbildung knüpfen. Parallel habe ich mich dazu entschlossen ein ebenfalls 3-jähriges berufsbegleitendes Bachelor-Studium in Coburg und später Bamberg zu absolvieren, welches ich 2012 abgeschlossen habe. Danach hat es mich beruflich nach Regensburg verschlagen, da ich die Gelegenheit hatte in der Praxis von Klaus Eder weitere Erfahrungen zu sammeln. Ebenfalls parallel hierzu habe ich mich sehr intensiv der Osteopathie-Ausbildung gewidmet, welche ich Ende 2017 erfolgreich abschließen konnte. Seit 2018, also direkt im Anschluss, habe ich die Möglichkeit bekommen als Dozent für Osteopathie eine weitere interessante Facette des Berufs kennen zu lernen. Diese Tätigkeit verfolge ich mit sehr viel Freude bis zum heutigen Tag und zähle mittlerweile bereits knapp 30 Kurswochenenden in den Bereichen Neurologie, parietale und viszerale Osteopathie sowie Befunderhebung. Nach 7,5 Jahren bei Klaus Eder habe ich mich dann im letzten Jahr dazu entschieden mich beruflich zu Gunsten meiner Familie neu zu orientieren. Neben der selbstständigen Tätigkeit in meiner Privatpraxis, bekam ich die Gelegenheit im Team von Markus Pschick anzuheuern, wo ich durch ihn und seine Fortbildungsakademie weitere Kontakte im Bereich der Fort- und Weiterbildung knüpfen konnte. Darüber hinaus habe ich bereits Mitte letzten Jahres begonnen, als Ergänzung zu meinen Osteopathie-Kursen, interaktive Scripte zu produzieren, um den Teilnehmern mittels eLearning ein vertieftes Studium des vermittelten Stoffes zu ermöglichen. Durch den Corona bedingten Lockdown und den damit verbundenen Wegfall der Präsenzveranstaltungen ergab sich, v. a. auf die Initiative von Markus Pschick hin, für mich die Möglichkeit in verschiedenen Symposien und Webinaren weitere Vorträge halten zu dürfen. An dieser Stelle möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, wie hervorragend ich die Entwicklung der Medfachschule in diesem Bereich rund um die Anatomie-Lernplattform finde. Ich verfolge dies seit längerem über die sozialen Medien mit großem Interesse und bin fast ein bisschen neidisch auf die vielfältigen Möglichkeiten, welche Schüler speziell an der Medfachschule heute haben. Großes Kompliment!


    Medfach: Was sind deine beruflichen Ziele?
    Florian: Tatsächlich werde ich zum 1. Oktober eines meiner beruflichen Ziele umsetzen, indem ich den kompletten Schritt in die Selbstständigkeit vollziehe. Mit der Eröffnung meiner Praxis, inklusive einem Trainingsraum zur Abgabe von gerätegestützter Krankengymnastik, ist es mir möglich meine bisherigen 3 Tätigkeitsschwerpunkte zusammenzuführen. Neben meiner Dozententätigkeit im Bereich der Osteopathie ist es mir durch die Kassenzulassung dann möglich die Heilmittelversorgung im Rahmen der gesetzlichen und privaten Krankenkassen zu gewährleisten sowie über einen abgetrennten Bereich der Räumlichkeiten mit separatem Eingang meine Tätigkeit als Heilpraktiker für Physiotherapie weiter auszuüben


    Medfach: Als Physiotherapeut arbeitest du in erster Linie körperlich, um deinen Patienten zu helfen. Wie hältst du dich fit?
    Florian: Die körperliche Arbeit ist natürlich ein Aspekt den man im Laufe der Berufsjahre wahrscheinlich nicht ganz ausblenden kann, aber mit einem gesunden Maß an Sorgfalt bezüglich seiner Arbeitshaltung, dem Wissen um die Biomechanik des eigenen Körpers sowie einer höhenverstellbaren Liege kann man den Anforderungen des Berufs durchaus gerecht werden. Leider bleibt mir aktuell für Sport nur wenig Zeit, daher ist es meine Tochter die mich in meiner Freizeit auf Trab und daher fit hält.


    Medfach: Welche Eigenschaften muss ein „guter“ Physiotherapeut deiner Meinung nach besitzen oder sich im Laufe seines Berufslebens erarbeiten? Warum?
    Florian: Empathie und die Fähigkeit dem Patienten zuzuhören sind sehr wichtige Eigenschaften, die ein Therapeut mitbringen sollte. Außerdem sollte man das eigene Ego nicht über die Interessen des Patienten stellen, egal wie groß Wissens- und Erfahrungsschatz des Therapeuten auch sein mögen. Dinge wie klinisches Überlegen oder strukturiertes und problemorientiertes Handeln sind dann erst in zweiter Instanz wichtig. Am Ende hängt der Erfolg der Therapie von einer gut funktionierenden Therapeuten-Patienten-Beziehung ab und zwar im Idealfall auf Augenhöhe. 


    Medfach: Was rätst du Schülern, die mit dem Gedanken spielen eine Physio-Ausbildung anzufangen?
    Florian: Man sollte sich im Vorfeld genau über die Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten eines Physiotherapeuten im Klaren sein, denn es geht nicht nur darum junge Sportler mit einem verdrehten Knie zurück in den Wettkampf zu begleiten. Ich selbst habe vor Beginn meiner Ausbildung ein 3 wöchiges Orientierungspraktikum in der Neurochirurgie absolviert, um zu sehen ob mir der Beruf auch beispielsweise auf einer Intensivstation noch zusagt.